Samstag, 11. März 2017

Tolle Knolle

Im Garten am vorigen Wohnort kamen sie jedes Jahr von selbst, und wir hielten sie erst für ganz normale Vertreter der Spezies Helianthus: hohe Stengel mit großen derben Blättern und einer kleinen gelben Blütensonne obendrauf. 
 

Als mein Mann im Herbst die abgeblühten Pflanzen aus dem Boden zog, hingen untendran viele kleine und größere hellbraune Knollen. Auf die Frage, ob ich wisse, was das sei, tauchte in meinem Kopf das Wort "Topinambur" auf. Obwohl ich noch nie welche gesehen hatte, aber vermutlich davon gehört oder gelesen. Sicher war ich mir natürlich nicht, also wurde im Internet geforscht, und um jedes Risiko auszuschließen (und weil die Knollen unter anderem auch als "Hasenkartoffel" bezeichnet wurden), wurde unser Kaninchen als Vorkoster auserkoren... und überlebte nicht nur, sondern fand das neue Futter höchst schmackhaft. Und da ich erfahrungsgemäß so gut wie alles mag, was Hasen schmeckt, verarbeitete ich einen Teil der Knollen zu einem Rohkostsalat. Sah aus wie weißer Rettichsalat, schmeckte aber ganz anders: mild und nussig. Lecker! fand ich. Mein Mann ist nicht der geborene Rohköstler und bevorzugte die gekochte Variante.
Viele Jahre lang gab es im Winter frisches Topigemüse aus dem Garten, dann kam der Umzug, und ich dachte erst mal an anderes als an die kleinen, wegen ihres knubbeligen Wuchses doch recht umständlich zu putzenden Knöllchen.

 
Letztes Frühjahr sah ich dann eines Tages im Supermarkt Topinambur aus Frankreich im Angebot, und ich war fasziniert: große, rote, fleischige Knollenbollen waren das, gegen welche meine früheren "Wildpflanzen" geradezu mickrig wirkten. Gesehen, gekauft und eingegraben, und zwar ganz am nördlichen Beetende (weil die hohen Pflanzen sonst allen anderen das Licht wegnehmen). Die Dinger wuchsen und wuchsen mir weit über den Kopf, blühten so hoch oben, dass man nur aus dem Fenster im ersten Stock etwas davon hatte, und wurden schließlich einen halben Meter über dem Boden abgeschnitten. Die Knollen blieben im Boden, denn sie schmecken erst nach dem ersten Frost richtig gut.

 



 


















Seit einigen Wochen grabe ich jetzt immer wieder mal zwei, drei Stöcke aus und freue mich über die vielen großen, dicken Prachtknollen. Ich schäle sie und schneide dabei allzu Knubbeliges recht großzügig weg (die Knubbel könnte man auch wieder in den Boden stecken für neue Pflanzen, ist aber nicht nötig, denn man bekommt beim Ausgraben nie alles raus, es wächst also von selbst genug nach), verarbeite sie zu Salat oder dünste sie. Auch Pürree habe ich schon gemacht, gemischt mit Kartoffeln, damit die Konsistenz nicht zu wässrig wird. Mir schmecken die "Ewigkeitskartoffeln", wie sie auch heißen (weil sie, einmal im Boden, fast nicht mehr auszurotten sind), roh immer noch am besten, weil sie einen so herrlich knackigen Biss haben.




Nach dem Schälen muss man sie gleich in Wasser mit einem Spritzer Zitrone legen, sie werden sonst schnell bräunlich.


Hier kann man noch einiges über die gesunde Knolle lesen: KLICK
Eines weiß ich: wenn hungrige Zeiten kämen und man sich aus dem Garten versorgen müsste - ich würde neben Kartoffeln und  Gemüse auf jeden Fall auch Topinambur pflanzen, denn es ist eines der ganz wenigen Gartenerzeugnisse, die man im Winter und vor allem im zeitigen Frühjahr frisch und in größerer Menge ernten kann. Ich finde es toll!

4 Kommentare:

  1. Das ist eine tolle Idee. Ich hab da auch so eine Ecke im neuen Garten, wo die gut reinpassen würden. Da muss ich jetzt auf dem Markt Ausschau halten, ob ich auch so tolle Riesenknollen entdecke.

    Ganz lieben Gruß
    Melanie

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    1. Liebe Melanie,
      die wachsen sogar an eher schattigen Plätzen. Da blühen sie nicht so doll, aber Knollen gibts trotzdem.
      Topinambur gibts hier in Heilbronn erstaunlicherweise beim Discounter (Lidl) - aber vielleicht findest du ja auch auf dem Markt welche, das Gemüse scheint im Kommen zu sein.
      Viel Erfolg1

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  2. Topinambur wächst in meinem Garten hinter besagtem Gewächshaus. Dass die Knollen Frost brauchen, ist mir total entgangen. :-(
    Ich esse die total gerne, als Rokost und als Mus. Gesund sind sie auch, weil Blutzucker senkend. Ab einem gewissen Alter ist "man" ja auf Schadensbegrenzung bedacht ;-))

    Gruß in den Süden

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    1. Das mit dem Frost habe ich gelesen und nicht wirklich nachgeprüft (obwohl - die allerersten damals haben wir ja gleich im Herbst probiert, und schlecht haben sie bestimmt nicht geschmeckt...). Ich nehme an, sie werden durch die Kälte süßer, aromatischer. Dass ich sie in den Winter hinein stehen lasse, hängt wohl auch damit zusammen, dass im Herbst noch genug anderes Gemüse zu ernten ist.
      Mus aus Topinambur habe ich vor kurzem erstmals gemacht und fand es so gut, dass ich abends noch den Rest kalt aus dem Topf gelöffelt habe. :-)

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